Im Sommer feiert der Ferrari Dino seinen 50. Geburtstag. Aus diesem Anlass fand die diesjährige Dinos Ausfahrt des Ferrari Club Deutschland in und um Maranello statt. Wir waren mit unserem 308 GT4 dabei, hatten aber noch ein paar Tage drangehängt und sind insgesamt knapp 4000 Kilometer in 12 Tagen unterwegs gewesen. Die Kollegen von Petrolicoius hatten ja schon über unseren Trip berichtet und auch auf Instagram konnte man unsere Reise verfolgen. Hier nun aber noch mehr Fotos und auch einen deutschen Text
In einem zweiten Teil werden wir ausführlicher vom Dino-Treffen in und um Maranello und der Parade auf der Teststrecke in Fiorano erzählen.
Los ging unsere Fahrt schon am Dienstag. Von Mainz aus nach Sölden im Ötztal. Da wir schon am Nachmittag ankommen, fahren wir noch das Timmelsjoch hoch bis zur Mautstation, dem Top Mountain Crosspoint auf 2175m. Hier befindet sich seit zwei Jahren Europas höchstgelegenes Motorradmuseum mit über 230 Exponaten, darunter auch zahlreiche Autos. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall! Gegen Abend wird es fast menschenleer hier oben. Und so genßen wir noch eine Weile den Ausblick und fahren dann wieder hinunter nach Sölden ins Hotel.
Am nächsten Morgen erwartet uns ein schöner Tag und nachdem wir am Vorabend schon Lust auf die Berge bekommen haben geht es heute endlich los. Wieder hoch zur Mautstation und dann erst wird es richtig schön! Das Tal weitet sich, hier und da liegt noch etwas Schnee herum. Kühe grasen am Strassenrand und wir machen einen Foto-Stopp. Es ist auch heute wieder erstaunlich wenig los hier oben. Ende Juni habe ich mir das anders vorgestellt. Aber die große Ferienzeit scheint noch nicht losgegangen zu sein. Gut so! Die Passhöhe liegt bei 2509m und es geht ein ganz schon kalter Wind hier oben. Wir fahren weiter über den Jaufenpass in Richtung Sterzing, dann weiter durch das idyllische Penser Tal bis nach Bozen. Die Luft wird milder und es richt wieder nach Sommer. Am Wegesrand wächst Wein, wohin das Auge reicht. Die Berge werden flacher und wir fahren noch das letzte Stück bis nach Truden im Nationalpark, wo unserer zweites Nachlager liegt. Das Fußballspiel am Nachmittag verlief zwar nicht nach Plan, dafür ist der Abend umso schöner. Wir sitzen noch eine Weile im Garten in der Sonne und essen dann eine Pizza im Hotel.
Es ist Donnerstag und wir wollen am Nachmittag im Treffpunkt-Hotel für das Dino Meeting ankommen. Die Route führt uns nach Cavalese und dann über den sehr engen, kurvenreichen Manghen-Pass (2047m) über Levico Terme, weiter über den Passo di Vézzana (1402m) bis Camporovere, wo wir in ein kleines Tal rechts abbiegen. An dessen Ende erwartet uns die Autostrada, die wir bis Bologna nehmen und dann noch ein kurzes Stück weiter bis ins etwas abgelegene Hotel mit dem schönen Namen „Palazzo die Varignana“. Dieses soll für drei Tage unser Stützpunkt sein. Überall auf dem weitläufigen Gelände brummen die Motoren der ankommenden Gäste und in der Garage stehen schon an die 80 Dinos, verteilt auf die Modelle 206/246 und 208/308 GT4. Zum Treffen am Samstag sollten noch mal so viele hinzukommen. Sie kommen aus ganz Europa, England, Frankreich, Österreich, Belgien. Ein Teilnehmer liess sogar extra seinen 246er aus Massachusetts einfliegen und macht anschliessend mit ihm und seiner Tochter eine Europareise.Mehr davon aber im zweiten Teil unserer Reportage…
Es ist Sonntag und wir fahren nach drei Tagen mit der Dino Gruppe nun alleine weiter in Richtung Toscana. Vorbei an Imola bis Forli, dann nach Rocca San Casciano über den Colle de Carnaio auf die Autobahn Richtung Perugia. Eigentlich wollte ich die Strecke etwas weiter östlich über Landstrassen wählen, aber das wäre wohl zeitmäßig zu optimistisch gewesen und wir wollen auch nicht erst spät am Abend im Hotel ankommen. Vorbei am Lago Trasimeno, weiter über kurvige Strassen nach Cortona bis kurz vor Montepulciano, wo wir schon in der Villa Cicolina erwartet werden. Ein wunderbares Fleckchen Erde, mit grossem Garten und einem Pool von dem man auch in die weinbewachsenen Hügel schauen kann.
Am Folgetag steht wieder eine lange Etappe an. Noch dazu ist es sehr heiß. Quer durch die Toscana, vorbei an Siena, zypressenbewachsenen Anhöhen, abgemähten Getreidefeldern, Poggibonsi, in Richtung Florenz. Etwas südlich dann über Montelupo, Carmignano und Montesummano-Terme hinauf in die Berge. Hier wird es wieder richtig kurvig und auch recht einsam. Kein Tourist verirrt sich hier hin. Der große Schlenker endet in Lucca und von dort fahren wir über die Autobahn auf schnellstem Weg nach La Spezia. Hier, hoch über der Stadt ist unsere Bleibe für die nächsten zwei Tage. Denn morgen wollen wir die Dörfer der Cinque Terre erwandern. Wir gönnen uns ein Feierabendbier und der Ferrari hat mal ein Tag Pause. Ich wundere mich sowieso, wie er trotz der Hitze keine Probleme mit der Kühlung hat. Alles funktioniert einwandfrei und auch der neu revidierte Motor läuft fantastisch. Das Auto fühlt sich 200 Kilo leichter an und noch dazu braucht er kaum Öl.
Früh kommen wir auch heute nicht aus dem Bett, aber irgendwann brechen wir auf, um mit dem Zug zum letzten der fünf Dörfern- nach Monterosso- zu fahren, um dann nach Vernazza zu laufen. Der Weg führt über die Steilküste und ist recht anstrengend. Nach knapp drei Stunden kommen wir völlig fertig und klitschnaß geschwitzt an und entscheiden uns, die anderen Dörfchen mit dem Zug zu erreichen.
Mittwoch, 04. Juli. Heute geht’s es ins Piemont. Über die Autobahn, vorbei an Genua. In Savona biegen wir auf eine Seitenstrasse ab, die nach Alba, der Trüffelhauptstadt der Region führt. Wir wählen eine Route über kleine Weinorte und weinbewachsene Hügel. Roddi, Verduno, La Morra, Barolo… Gerne würden wir hier noch ein paar Runden drehen, aber das heutige Etappenziel ist Cavour, südwestlich von Turin gelegen. Hier wohnen wir auf einem idyllischen Bauernhof, welcher liebevoll renoviert und mit Gästezimmern ausgestattet wurde. Alte Bausubstanz gepaart mit modernen Bauelementen. Die Gastgeber sind supernett und bringen uns einen Aperitif an den Pool und erklären uns voller Freude den Mähroboter, der auf der Wiese sein Gras frisst.
Unsere Reise geht langsam den Ende zu, nicht aber um nochmals auf den Designspuren unseres 308GT4 zu wandeln. Das Modell ist das einzige Serienmodell von Ferrari, welches von Bertone entworfen wurde und wir fahren vorbei an Turin nach Almese, wo wir bei Marcello Gandini vorbeischauen. Ich hatte ihn Mitte der 90er Jahre mal auf dem Turiner Autosalon getroffen und ihn danach auch zweimal mit meinem Blogkollegen Thomas in seinem Haus am Ortsrand besucht, wo er uns auf einen Kaffee einlud. Ein unvergessliches Erlebnis. Heute ist er nicht zu Hause, oder scheint keine Lust zu haben das Tor zu öffnen. Schade, aber er ist ja auch bald 80 Jahre alt. So fahren wir weiter nach Caprie , wo Bertone einst sein Deignstudio hatte. Das Gebäude steht heute leer. Bertone kam Mitte der 2000 Jahre in Zahlungsschwierigkeiten, danach ging alles bergab. 2011 wurde das Tafelsilber mit den Konzeptstudien Lamborghini Marzal oder Lancia Stratos Zero versteigert und die Designabteilung ging schließlich 2014 pleite und ist heute Teil der Konkursmasse. Wir klingeln und reden kurz mit dem Pförtner, der mit seinem Fahrrad zum Tor kommt. Er kennt hier alles und jeden und kann uns leider auch nicht reinlassen, freut sich aber über unseren tollen Wagen, den er sofort erkennt. Unsere Reise geht weiter in die Berge hinauf. In Viù machen wir Mittagspause. Hier scheint vor kurzem ein Radrennen vorbeigekommen zu sein, denn alles ist noch mit Flaggen und pinken Fahrrädern dekoriert. Los ist heute aber nichts und wir sind im Dorfrestaurant die einzigen Gäste. Die Strecke zieht sich etwas und in Ivrea kommen wir endlich auf die Autobahn. Das Wetter ist nicht der Hit. Auch mal ein Regenschauer kommt runter und die Aussichten für die Berge sind nicht so dolle. In Aosta biegen wir rechts in das Hochtal von Bionaz-Valpelline ab, welches an einem Stausee endet. Nach einem kurzen Kaffe-und-Kuchen-Stopp fahren wir zurück und biegen ab, um den grossen St. Bernhard hochzufahren. Es wird schon fast dunkel und ist recht neblig. Aber wir schaffen es noch rechtzeitig zum Abendessen im Hospitz-Hotel, welches auf der schweizer Seite liegt und vor knapp 1000 Jahren gegründet wurde. Wir sind angekommen auf 2469 Metern. 218 Jahre nach Napoleon, der hier am 14.Mai 1800 vorbeikam.
Am nächsten Morgen ist das Wetter immer noch mieß und wir entscheiden uns etwas abzuwarten und die Zeit im Museum, dem Kloster und bei den Bernhardiner-Hunden zu verbringen. An die 14 Stück gibt es im Sommer hier oben noch. Freilich nur für die Touristen, die Bergwanderungen mit ihnen machen können und nicht mehr, um Lavinenverschütteten oder verirrten Wanderern mit einem Schnapsfass zu beglücken und das Leben zu retten. Ein Hund heißt immer „Barry“ in Anlehnung an Barry I, der über 40 Menschen das Leben rettete. Trotz des Nebels fahren wir hinab nach Martigny, weiter vorbei an Bern in Richtung Deutschland. In Weil am Rhein stoppen wir noch mal am Vitra Werksgelände und weil es schon früher Abend ist, entschließen wir uns noch eine Nacht im Schwarzwald zu verbringen und dann erst nach Mainz zurückzufahren. Der letzte Tag ist schnell erzählt. Vom Titisee durchs Höllental zum Schauinsland. Dann über Triberg auf die Autobahn und zurück nach Mainz. Der GT4 hat sich fantastisch geschlagen, hat die teilweise sehr schlechten italienischen Strassen und Autobahnen gemeistert, die Hitze in der Emilia-Romagna und der Toskana und hat uns viel Spass bereitet. Nun hat er eine kurze Pause, um dann mit ihm zum Schloss Dyck Anfang August zu fahren
Fotos: Susana de Val & Markus Haub